Der folgende Beitrag erschien zuerst 2008 in einer kleinen Reihe zu GPS und was Fotografen davon haben. Er erscheint hier in überarbeiteter Form.
Die Vorteile von Geotagging, also Fotos mit GPS-Daten, liegen auf der Hand, Fotografen können so z.B. eine Landschaftsszene einfach wiederfinden, um später weitere Perspektiven oder Lichtstimmungen zu fotografieren. Wie aber erhalten Fotos überhaupt solche Daten?
Geotagging war lange eine Spezialdisziplin, die vor allem Technikspieler begeisterte. Nikon bot in seinen hochwertigeren Kameras zwar seit der D1 eine Schnittstelle zur Übergabe von GPS-Daten, aber der Aufwand war immer noch recht beträchtlich [s.u.]. Wer heute mit seinem Smartphone fotografiert, hat diese Daten drin, ohne irgendwas selbst tun zu müssen.
EXIF, IPTC, XMP
Früher hielten wir unsere Informationen zu Fotos in Notizbüchern fest. Heute geht das viel einfacher, sicherer und umfassender: die Daten über unsere Bilder werden direkt mit gespeichert. Technische Einstellungen gleich bei der Aufnahme, andere Zusatzinformationen können später hinzugefügt werden: Metadaten.
Bereits während der Aufnahme speichert die Kamera Blende, Verschlusszeit, Datum Uhrzeit und viel mehr. Auch Geokoordinaten. gehören dazu, soweit die Kamera sie hat. Dies alles steht im EXIF-Berich; EXIF = Exchangeable Image File Format.
Schlagworte oder Namen von im Bild sichtbaren Personen fügen wir später dem IPTC hinzu. Das steht für International Press Telecommunications Council Information Interchange Model.
Adobe entwickelte einen neuen Standard, XMP = Extensible Metadata Platform, der zum einen die in den bisherigen Standards definierten Daten aufnimmt, andererseits flexibler ist, wenn neue Datentypen benötigt werden.Nachteil von XMP sind sogenannte ‚sidecar files’, sekundäre Dateien zu den eigentlichen Fotos. In ihnen stehen die Metadaten. Solange Betriebssysteme mit diesen nicht sinnvoll umgehen – automatisch gleichzeitig umbenennen oder verschieben zusammen mit den Hauptdateien -, bleibt dies problematisch.
So geht’s mit Nikon-Kameras
2008 war es gar nicht so einfach, meinen Nikons GPS zuzuschieben. Man benötigte laut deutscher Support-Seite [im Mai 2018 nicht mehr erreichbar; ich lasse den Link, falls Nikon ihn wieder aktiviert] einen SportTrack von Magellan oder eines von fünf Garmin-Geräten: eTrex, eTrex Summit, Geko 201, Foretrex 101, GPSMAP 76C. Dazu ein serielles Kabel und Nikons eigenes Verbindungskabel MC-35.
Ich nutzte an Nikon D200 und D2x ein Garmin GPS 72, eine einfachere Variante des empfohlenen GPS 76.

Die beiden 70-er Garmin besassen noch den alten Rundstecker zum Anschluss des seriellen Kabels

Das GPS 72 kaufte ich bei einem Marineaustatter, war es ursprünglich für Sportbootfahrer und Angler entwickelt. Schwieriger waren die Kabeln, weder das serielle von Garmin mit Rundstecker noch das Nikon MC-35 waren Lagerware. Noch schlimmer: beide waren unverschämt teuer. Und da sowohl Garmin als auch Nikon eigene Stecker benutzen, liessen sie sich auch kaum selbst bauen.
Nikons 10-poliger Kameranschluss sieht zwar mickrig aus, sitzt aber dank Verschraubung sicher. Anders der Kontakt zwischen Garmin-Kabel und MC-35, der sich trotz der beiden Schrauben immer wieder löste. Bereits ein schräg stehender Stift führt zu einer wackeligen Elektrik, was bedeutet, dass mitten im hektischen Shooting keine Daten mehr an die Kamera übermittelt werden. Merkt man erst zu Hause. Noch leichter löst sich der proprietäre Rundstecker, was allerdings durch Klebeband oder Kabelbinder geändert werden konnte.
Es geht auch kleiner
Nikons damalige offizielle Lösung ist zu gross, zu schwer, zu unhandlich, zu anfällig.
Viele kleinere Unternehmen boten sehr kleine Empfängeran, die direkt an Nikons Zubehörbuchse angesteckt werden. Sogar Bluetooth-Receiver für Nikons 10-Poler gab es. Red Hen und Dawn Technologies waren damals sehr verbreitet. Aber auch foolography mit Sitz in Deutschland sowie Custom Idea in England hatten gute Lösungen parat. Die Idee war die gleiche: weg mit überflüssigen Funktionen, kleiner, kompakter und möglichst unauffällig an die Kamera anschliessen. Verglichen mit der Garmin-Variante leiden alle Geräte am gleichen Problem, sie benötigen Strom von der Kamera [die Garmins haben eigene Batterien].
Ich hatte mich dann für Custom Idea entschieden.
Leicht, klein, robust: Custom Ideas GeoPic II

Beide Kameras erhielten ihr eigenes GeoPic II, so zufrieden war ich. Es war der erste GPS-Receiver mit stromsparende Einstellungen. Vorher schalteten alle GPS-Überträger das Belichtungssystem der Kameras ein, was zu schnell entleerter Batterie führte. Das GeoPic II besitzt drei verschiedene Betriebsmodi – Rot für Dauer-An, Grün für Bedarf-An und Blau für Positionsspeicher. Der erste entspricht herkömmlichen Geräten, zieht also dauernd Daten von den Satelliten und hält den Belichtungsmesser der Kamera dadurch eingeschaltet. Von Vorteil ist dies eigentlich nur, wenn grössere Entfernungen in kurzer Zeit zurückgelegt werden.

In den beiden anderen Betriebsarten schaltet sich die Kamera nach einiger Zeit ab. Dies betrifft übrigens immer nur den Belichtungsmesser, selbst wenn Sie den Einschalter Ihrer Nikon dSLR in die Off-Position bewegen, wird noch ein wenig Strom von der Kamera verbraucht. Solange das GeoPic II noch eine feste Verbindung zu mindestens drei Satelliten sucht, erkennbar am Blinken der LED, wird es von der Kamerabatterie mit Strom versorgt. Ist die Verbindung da und die Initialposition damit festgelegt, schaltet auch der GPS-Empfänger in Standby und wird nur noch eingeschaltet, wenn Sie den Auslöser der Kamera halb eindrücken.
Im Modus Grün holt sich Custom Ideas Lösung dann die aktuellen Koordinaten.
Haben Sie das Gerät auf Blau geschaltet, speichert GeoPic II die Koordinaten und ruft diese jedes Mal aus dem Speicher ab, es wird also keine aktuelle Position geholt. Für Gebäude oder in Gegenden, ohne gute Satellitenverbindung ideal.

Wer noch keinen Nikon-eigenen Fernauslöser hat, erhält mit dem GeoPic II die Möglichkeit einen einfachen, zweistufige Fernauslöser mit 2,5 mm Klinke zu nutzen.
Custom Ideas GeoPic II hat sich über die Jahre sehr gut geschlagen. Gehäuse und Kabel sind gut verarbeitet. Auch die LED und der kleine Knopf zum Umschalten der Betriebsarten sind robust. Ein wenig vorsichtig sollte man bei Regen sein, das Gerät ist nicht wasserdicht. Die Bedienung ist einfach. Nach fast 10 Jahren im Einsatz habe ich an einem meiner GeoPics einen Kabelbruch. Einer von drei Gründen, weshalb ich die GPS-Empfänger inzwischen aussortiert habe. Was ich stattdessen benutze? Dazu wird es einen eigenen kurzen Beitrag geben.
Custom Idea vertreibt das GeoPic II leider nicht mehr.
Pingback: Location, Location, Location – Fotos mit Geodaten versehen | es bleibt schwierig