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JOBO GIGA Vu Pro evolution

JOBO GIGA Vu Pro evolution

Diashow für unterwegs

Mit dem JOBO GIGA Vu Pro evolution haben Fotografen nicht nur eine Menge Speicherplatz für Bilder, wenn Sie auf Fotojagd sind, sie erhalten auch einen Bildschirm, der sich mit so manchem TFT im Büro messen kann.

UPDATE siehe unten.

 

 

 

 

 

 

Die digitale Revolution hat Vieles im Leben einfacher gemacht, unter anderem die Fotografie. Bis weit in die 1980er hinein horteten Fotografen Schuhkartons voller Abzüge und Negative, Unmengen von Dias schlummerten in Plastikkästen, die einmal im Jahr hervorgeholt wurden, um Verwandtschaft und Freunde zu langweilen. Der ambitionierte Amateur – und der Profi erst recht – gab ganz selbstverständlich einen großen Teil seines Gesparten aus, um seine visuellen Schätze in feuersicheren, klimatisiert Spezialschränken zu bewahren

Da digitaler Film immer wieder benutzbar ist, machen wir heute viel mehr Bilder als früher. Und nicht einmal schlechtere, zumindest ist die Ausbeute guter Fotos bereits aus statistischen Gründen viel höher. Je mehr Körner rum liegen desto mehr findet auch ein blindes Huhn. Der Nachteil liegt auf der Hand bzw. auf unseren Speicherkarten und Festplatten: noch mehr Fotos zum Aufbewahren.

Unterwegs auf Fotopirsch wird das schnell zum echten Problem. Zu Hause können wir ohne Weiteres mehrere zig Gigabyte in unseren Computer auf riesige Festplatten laden, am [großen] Bildschirm ansehen und sortieren. Stehen wir vor einem tollen Panorama mit Stausee mitten im Harz, geht das nicht. Wir brauchen mehr teure Speicherkarten, können unsere Bilder nur auf dem sehr kleinen, weder für Schärfe- noch Farbbeurteilung geeigneten Kamerabildschirm ansehen. Oder wir haben ein Laptop dabei, ein Kartenlesegerät sowie eine Hand voll Ersatzbatterien.

Mobile Festplatten mit Kartenleser

Als Speicherkarten noch wenig Kapazität hatten und sehr teuer waren, suchten Fotografen vor allem preisgünstige Alternative. Damals entwickelten einige Firmen Gehäuse mit Kartenlesegerät, in die kleine Laptop-Festplatten eingebaut wurden. Diese einfachen mobilen Datenspeicher gibt es heute immer noch, sie gestatten keine Bildbeurteilung, sondern nur das Backup Ihrer Fotos.

Vosonics X's-Drive II

Eines der frühen X’s-Drive  des Herstellers Vosonic.
Das LCD dient ausschließlich der Anzeige von Statusmeldungen, nicht von Bildern.

JOBOs Spitzenmodell GIGA Vu Pro evolution kann allerdings sehr viel mehr. Kern dieses Minicomputers für Fotografen ist das große Display, das sehr hell, scharf und vor allem farbkalibriert ist. Passend dazu ist JOBOs mobiler Datenspeicher mit Software zum automatischen Farbmanagement ausgestattet, d.h. mit Farbprofil gespeicherte Bilder werden korrekt umgerechnet und angezeigt.

 

 


Preisvergleich

Weit verbreite und recht günstig sind Compact Flash Karten mit 4 GB. Markenkarten mittlerer bis hoher Qualität sind erhältlich zu Preisen zwischen € 40 und € 80. Fotografiert man mit einer Nikon D200, RAW komprimiert entstehen Dateien von ca. 10 MB Größe. Davon gehen ungefähr 400 auf eine 4 GB Karte; eine ordentliche Ausbeute aber nichts Besonderes. Das heißt also, günstigste Karte vorausgesetzt, dass die Speicherung von 400 Fotos etwa € 40 kostet.

Ein JOBO GIGA Vu Pro evolution mit 40 GB Festplatte kann etwa zehnmal so viel speichern; das kostet dann € 380. Oder, umgerechnet auf 4 GB: € 38. Das ist bereits günstiger. Um ein 80 GB GVPe [im Juli 2007 erhältlich für € 550] zu füllen, bräuchte es 20 GB Karten, die dann bereits € 800 kosten.

Sollten Sie sich auf schnellere Markenkarten, z.B. Sandisk Extreme IV, verlassen wollen, wird der Preisvorteil des JOBO noch deutlicher. Eine zuverlässige Quelle für Preisinformationen ist Geizhals.at.

JOBO GIGA Vu Pro evolution – die Fähigkeiten

Das VGA-Display (640 x 480 Pixel) zeigt Fotos scharf, kontrastreich und farbkorrekt an, so dass bereits vor Ort beurteilt werden kann, ob weitere Aufnahmen mit anderen Einstellungen nötig sind. Eine Zoomfunktion lässt auch den kritischen Blick zu; noch besser ist die seit April per Firmware-Update erhältliche JD-Lupe, mit der ein verschiebbarer Ausschnitt so vergrößert wird, dass er im Kontext des Bildes beurteilt wird. Der Name rührt übrigens vom Erfinder, dem National Geographic Fotografen Jay Dickman, her.


JD-Lupe
Die JD-Lupe im Einsatz


Anders als bei Digitalkameras sieht der Fotograf auf dem Display tatsächlich das RAW-Bild, nicht die von der Kamera generierte Vorschau. Die Ingenieure des JOBO GIGA Vu Pro evolution integrierten dafür eine Reihe von Funktionen, mit denen die gespeicherten Bilder interpretiert und dargestellt werden. Verarbeitet werden RAW-Formate aller gängigen Digitalkameras ohne Beschränkung der Größe. Zu den fortgeschrittenen Merkmalen gehören die Datenverifizierung und Staubmelder.

Der Bildschirm des JOBO GIGA Vu Pro evolution
Ein großer, kalibrierter Bildschirm, drei Knöpfe rechts,
fünf Knöpfe unten und ein 5-Wege-Steuerknüppel links


Schon gängig sind Anschlüsse für Fernseher, meist in VGA-Auflösung, wie auch beim GVPe, was eine Diashow über Projektoren ermöglicht; auch mit HDTV-Geräten sehen Sie brillante Bilder ganz groß. Oder Sie drucken direkt vom mobilen Speicher auf einen Drucker mit PictBridge. Voraussetzung ist natürlich, dass die Aufnahme gut genug für einen Direktdruck ist, denn eine vollwertige Bildbearbeitung wird [noch?] nicht mitgeliefert.

Für diejenigen Fotografen, die statistischen Auswertungen eher glauben als dem tatsächlichen Bild, gibt es Histogramme sowie RGB-Tonwertverteilungsgrafiken. In manchen Situationen recht hilfreich, habe ich den Wert von Balkendiagrammen zur Beurteilung von Fotos nie verstanden.

Über Histogramme wird viel geschrieben, vor allem, wie sie auszusehen haben, damit das Foto ein [technisch] gutes ist. Das Gemeine an diesen Ratschlägen ist, dass sie nicht ganz falsch sind.

Ein gleichmäßig beleuchtetes Bild wird ein Histogramm erzeugen, das einer Gauß’schen Normalverteilung ähnelt.

In den meisten Fällen ist die Beleuchtung aber absichtlich ungleichmäßig gehalten. [Screenshots nicht von GVPe]

Viel wichtiger ist die Spitzlichtanalyse, die dem Fotografen anzeigt, ob nur wenige Elemente im Foto überbelichtet oder große Flächen unrettbar verloren sind. Ein Histogramm hilft hier wenig, da es nur zeigt, dass an den Rändern Werte verloren gehen; inwieweit sie bildbedeutend sind, dazu kann ein Histogramm nichts sagen. Durch die Kombination mit dem RGB-Cursor des GVPe lässt sich allerdings verfolgen, an welcher Stelle im Bild bestimmte Werte vorkommen.

Einfaches Dateimanagement macht das GVPe auch möglich, so können Dateien automatisch umbenannt werden, es werden Alben angelegt, der Name des Fotografen kann in die EXIF-Metadaten eingetragen werden.

Geschwindigkeit

Ein Vosonic VP-2060 [lange nicht mehr erhältlich] braucht über 15 Minuten, um 1 GB Daten von einer Compact Flash Karte zu übertragen. Und der veraltete USB-Anschluss lässt dann auch zu Hause auf sich warten, wenn die Aufnahmen langsam zum Computer wandern. Beides hat Auswirkungen auf den Batteriestand. Was nützt die größte Festplatte, wenn sie nicht eingesetzt werden kann, weil die Batterie leer ist?

JOBOs GIGA Vu PRO evolution kommt nicht nur mit einem austauschbaren Li-Io-Akku, der lange Laufzeiten garantiert. Noch interessanter ist die sehr hohe Download-Geschwindigkeit: 1 GB von Speicherkarte zu GVPe braucht gerade einmal 2 Minuten! Insgesamt reicht eine Akkuladung lt. Hersteller so für bis zu 25 GB Download. Mit einem separat erhältlichen Zusatzakku ist jeder gut gerüstet auch größere Shootings auf das GVPe zu speichern.

Der Geschwindigkeitsvorteil bleibt auch zu Hause erhalten, verbindet sich das JOBO doch per USB 2.0 mit Ihrem Rechner und erreicht so bis zu 20 MB/s – da bleibt gerade Zeit, sich eine Tasse Kaffee einzuschenken, mehr nicht. Ein zweiter USB-Anschluss am GVPe ist ein so genannter OTG, ein On-The-Go- Anschluss. Über ihn werden Daten von und zu anderen USB-Geräten übertragen. Das GVPe dient dabei entweder als Host oder als Slave.

Mehr Sicherheit

Ganz praktisch heißt das, Sie können gleich nach dem Download Ihrer Fotos von der Speicherkarte ein Backup auf einer weiteren mobilen Festplatte ablegen. Das Zweitgerät muss nur über USB verfügen und FAT32 formatiert sein; außerdem sollte es sich nicht einfach von selbst ausschalten. Sehr schön wäre es, das GVPe verfügte über die Fähigkeit direkt während des Downloads das Backup zu erstellen, so wie entsprechende Programm für den PC [z.B. ImageIngester, Breeze Downloader Pro, Adobe Lightroom]. Zumindest vorerst muss der Download komplett beendet sein, dann schließt man die zweite Festplatte an und startet die Dateiübertragung. Übrigens muss nur beim ersten Mal alles übertragen werden, danach werden nur noch neue Daten auf die zweite Platte gespeichert; das GVPe beherrscht inkrementelles Backup.

Leider stellte sich während meines Tests heraus, dass so manch älterer Datenspeicher offenbar nicht wirklich geeignet ist. Mein VP-2060 erfüllt zwar prinzipiell die Bedingungen – USB, FAT32, solange Datenverkehr ist, schaltet es sich nicht aus – war aber nicht davon zu überzeugen, als Backup zu funktionieren. Vielleicht liegt dies am proprietären USB-Anschluss; es bleibt unklar ob nur das mechanische Element nicht standargemäß ist oder auch die Beschaltung verändert wurde.


USB bei Vosonic
X’s-Drives proprietärer USB-Anschluss


Die einfachste Lösung ist, ein weiteres JOBO-Gerät zu erwerben, z.B. das preisgünstige GIGA One, das funktioniert auf jeden Fall. Und bei Schwierigkeiten können sich verschiedene Hersteller nicht gegenseitig die Schuld zuschieben.

Günstiger Festplattentausch

Sollten Sie noch ein ähnlich altes Speichergerät haben wie ich, oder sie besitzen 2.5“-Festplatten, die Sie weiter verwenden wollen, bietet JOBO einen Austauschservice an. Sie kaufen dabei das leere Gehäuse direkt vom Hersteller und schicken Ihre Festplatte bzw. Ihr altes Gerät ein. Bei JOBO wird dann Ihre Festplatte in das Gehäuse eingebaut, vorbereitet und formatiert.

Das spart Geld und hilft der Umwelt, da Sie Ihre alte Festplatte weiter nutzen; JOBO stellt nur das Gehäuse in Rechnung. Klären Sie in jedem Fall vorher per Telefon, was möglich ist.

Weitere Informationen zu Produkten sowie die Kontakdaten finden Sie auf der JOBO Website.

Das kleine GIGA ONE
Auch beim GIGA ONE von JOBO dient das Display nur Statusmeldungen

Nicht weiter getestet habe ich zwei weiter Verbindungsmöglichkeiten, die das GVPe bietet: WiFi [Adapter leider nicht im Lieferumfang] und FTP. Sollte Ihre Kamera WiFi beherrschen, können Sie Ihre Aufnahmen direkt auf das GIGA Vu Pro evolution übertragen – noch während Sie fotografieren.

Im Einsatz

Das Gerät macht einen äußerst robusten Eindruck. Es ist komplett in dickes Gummi gehüllt, dessen oberer Teil als Deckel abnehmbar ist. Selbst kräftigere Stöße oder ein Fall aus üblichen Höhen sollte dem GVPe nichts anhaben. Ein vorsichtiger Umgang ist trotzdem angeraten, gerade bei abgenommenem Deckel und wenn die Festplatte arbeitet. Sowohl das TFT-Display als auch die Platte sind dann anfällig.

Der Gummiüberzug schützt nicht nur vor Stößen, er bietet auch sicheren Halt und eine ansprechende Handhabung. Das Gerät rutscht abgelegt nicht weg und lässt sich auch mit feuchten Fingern angenehm halten. Es ist groß genug, guten Halt zu bieten, dabei aber immer noch schön klein und durch seine abgerundeten Kanten und Ecken leicht zu verstauen.

GVPe geschlossen
Gut geschützt durch robusten, dicken Gummiüberzug/-deckel

Wird das GVPe nicht benutzt, deckt der Deckel alle Schnittstellen ab; er hält sehr fest und schützt zumindest vor Regen und Spritzwasser. Einen Tauchgang sollte der Datenspeicher aber nicht versuchen. Praktisch: der Deckel wird im Betrieb einfach von unten aufgesetzt und hält auch dort gut, vielleicht zu gut. Es ist nicht ganz einfach den Deckel abzukriegen, zwar fiel mir das Gerät im Test nie runter, aber die Chancen dafür stehen gut.

Bedienung

Das GVPe hat nur wenige Bedienelementen: der Einschaltknopf befindet sich auf der Rückseite, oben finden sich drei Bedienknöpfe, um schnell durch die Menüs zu navigieren und unterhalb des Monitors sind fünf Softbuttons angeordnet. Im Grunde käme das Gerät mit noch weniger Knöpfen aus, wäre der 5-Wege Steuerknüppel links noch konsequenter mit Funktionen ausgestattet. Aber bereits jetzt ist die Verwendung sehr einfach.

Perfekt ist sie allerdings nicht, in einem 100% vergrößerten Bild kann die Navigation zur Geduldsprobe werden. Der Cursor ist unbeholfen, das Navigatorfenster, in dem der Nutzer sehen soll, wo er sich befindet, ist zu klein und der Steuerknüppel macht genaue Bewegungen schwierig. Für die Detailkontrolle ist die neue JD-Lupe vorzuziehen. Die nächste Generation des GIGA Vu Pro sollte mit einem Touchscreen ausgerüstet sein. Das direkte Auswählen von Funktionen oder das Verschieben aufgezoomter Bilder per Stift oder Finger sind allemal vorzuziehen. Selbst bei Mobiltelefonen hält diese Technik seit Apples iPhone Einzug.

Wie es sich für zukunftssichere elektronische Geräte gehört, kann auch das JOBO GIGA Vu Pro evolution per Software-Update mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet werden. Wie bei digitalen Kameras wird dafür eine neue Firmware eingespielt. Das geht einfach, schnell und praktisch narrensicher.

Zu guter Letzt

Schnell, robust, einfach, umfangreich ausgestattet – so präsentiert sich JOBOs Spitzenmodell mobiler Datenspeicher. Der Preis liegt nicht höher als der vergleichbarer Konkurrenten, und wer auch gerne einmal Musik hört oder Videos abspielen möchte, kann auch dieses mit dem JOBO GIGA Vu Pro evolution.

Während das Weglassen des WiFi-Adapters und eines Autoladegeräts verschmerzbar ist, sollte der Multi-Karten-Adapter allerdings zum Lieferumfang gehören. Von Haus aus nimmt das GVPe nämlich nur CF-Karten und Microdrives auf. Da inzwischen selbst Profikameras kleinere Kartenstandards verwenden, ist es doch ein wenig kleingeistig, dem Kunden zuzumuten, einen solchen Adapter extra zu erwerben.

Update [18. Juli 2007]

JOBO weist darauf hin, dass jetzt mit jedem Gerät (40, 80 und 120 GB) ein 17-in-1-Adapter ausgeliefert wird. Sehr löblich!

Außerdem war mir nicht bekannt, dass der Vorläufer des GIGA Vu Pro evolution bereits einen Touchscreen hatte; JOBO entschied sich gegen den weiteren Einsatz, da die Qualität der Bilddarstellung leidet.

Update [24. September 2007]

Leider musste der Service für den Einbau einer eigenen Festplatte in das GIGA Vu Pro evolution eingestellt werden.