Buzzword: Geotaggen
Genau wie Handys waren die ersten Navigationsgeräte recht groß und teuer. Sie waren ideal für große Geschäftslimousinen geeignet, bei denen es auf einen Tausender mehr oder weniger nicht ankommt. Doch in den letzten zwei Jahren hat auch hier die Miniaturisierung den Weg geebnet für handlichere Geräte, die gut in Hosentaschen passen. Gleichzeitig erhöhte sich die Nachfrage, die Produktion, was zu sinkenden Preisen führte.
Die überwiegende Zahl an GPS-Empfängern wird für die Navigation von einem Ort zum anderen benutzt. Es ist die naheliegenste Anwendung: der Anwender gibt einen Zielort ein und wird per GPS dort hin gelotst. Entsprechende Positionierungsdaten lassen sich aber auch in Fotos speichern, natürlich ohne das Bild selbst zu stören. Genannt wird dies 'geotaggen' – ein Kunstwort aus dem Englischen, es verknüpft die Kurzform von ‚geography’ mit dem englischen Begriff für ‚Markieren’ [to tag].
Was ist eigentlich GPS
Die
drei Buchstaben stehen für Global Positioning System, ein amerikanisches
System von Satelliten, Hardware und Software, das es erlaubt den Ort, an
dem man sich befindet recht genau zu bestimmen. Dahinter steckt eine Mischung
klassischer Vermessungsmathematik [Trilateration] und Einsteinscher Relativitätstheorie.
Wenn Sie es ganz genau wissen wollen, empfehle ich einen Blick in
die internationale Wikipedia.
Um
allerdings eine Route verfolgen zu können, braucht es mehr als eine
Handvoll Satelliten und einen entsprechenden Empfänger. Schließlich
kann GPS nur jeweils einen Punkt – der, an dem man sich befindet – berechnen,
in die Zukunft sehen kann es nicht. Routingsoftware ist eine Lösung.
Typische Bilder einer Routingsoftware
Die Software berechnet mit Hilfe von Straßenkarten eine Route zwischen dem Punkt, an dem man sich befindet und einem oder mehreren per Hand eingegebenen Zielorten. Hilfreich natürlich auch für Fotografen. Aber noch kein Geotaggen.
Tracklog – wo war ich eigentlich?
Wer
vor Erfindung von Computer und GPS wissen wollte, wo er seine Bilder
fotografiert hatte, musste sich mühsam durch gedruckte Karten, am besten Messtischblätter,
suchen. Schon während der Aufnahme musste daran gedacht werden, Landmarken
aufzuzeichnen und Markierungen in Landkarten vorzunehmen. Beim Sortieren
zu Hause mussten dann Bilder und Markierungen korrekt zusammen gebracht
werden. Nur sehr wenige Fotografen taten das. Selbst ambitionierten Landschaftsbildnern
entging deshalb so manch gutes Foto, weil sie einen interessanten Ort nicht
wiederfanden.
Mit
GPS geht das viel leichter und genauer. Bereits für unter € 100 werden
GPS-Geräte angeboten, die nicht nur die Satellitensignale empfangen, sondern
diese in einem internen Puffer speichern – sie liefern ein Tracklog. Mit
Hilfe eines solchen aufgezeichneten Pfades und einer Software lassen sich Fotos
ohne große Schwierigkeiten deren Aufnahmeorte zuordnen.
In GoogleEarth lassen sich aufgezeichnete
Pfade einlesen und verfolgen
Im Bild oben sehen Sie einen typischen Tracklog, den ich auf dem Hamburger Hauptfriedhof abgegangen bin. Das heißt, ich hatte einen Nachmittag genutzt, um dort zu fotografieren. In meiner Tasche befand sich ein Wintec WBT-100, der meine Schritte den ganzen Tag aufzeichnete. Abends wurde der Pfad in GoogleEarth eingelesen und ich konnte sehen, wo ich welches Bild aufgenommen hatte. Das ganze hat allerdings mehrere Nachteile.
Nicht automatisch
Solange
Sie sich in einem Bereich bewegen, der viele Landmarken enthält oder
den Sie gut kennen, ist eine recht genaue Zuordnung kein Problem. Befinden
Sie sich in unbekanntem Gelände mit wenigen leicht wieder zu erkennenden
Merkmalen, ist der Abgleich der Uhr Ihrer Kamera mit den GPS-Daten sehr
wichtig. Das allerdings ist nicht ganz einfach. Haben Sie ein GPS-Gerät
mit eigenem Display, kann die GPS-Zeit einfach in die Kamera übernommen
werden [zur Sicherheit machen Sie noch ein Foto vom Display mit Uhrzeit].
Die kleinen praktischen Geräte haben aber kein Display, hier müssen
Sie die Uhrzeit der Kamera möglichst genau einstellen und später
darauf hoffen, dass Sie die Trackpoints gut zuordnen können.
Einige Programme ermöglichen einen automatischen Abgleich, allerdings beschränkt auf JPEGs, nicht mit RAW-Dateien. Die Programme verlassen sich auf die Uhrzeit, sind aber recht großzügig, d.h. Sie haben die Möglichkeit einen Zeitrahmen [ein Offset] einzugeben, innerhalb dessen das Programm Trackpoints und Fotos zusammen bringt. Mehr dazu in Teil 2 des Artikel, der n wenigen Wochen folgt.
Was soll das
Aber
warum soll ich überhaupt meine Fotos mit Positionierungsdaten versehen?
Je nach Temperament des Fotografen gibt es verschiedene Antworten.
Wie finde ich hierhin zurück, um eine andere
Lichtstimmung zu nutzen?
Für
Landschaftsfotografen ergeben sich drei interessante Anwendungen.
Zum einen kann er auch abgelegene Orte immer wieder finden, um verschiedene
Lichtstimmungen, Blickwinkel oder Jahreszeiten einzufangen. Eine
sehr schöne,
direkte Methode seine Bilder zu präsentieren bietet sich auch an,
statt klassischer Fotoalbum-Galerien, können Fotos mit GoogleEarth
oder GoogleMaps einfach in einer Land- oder Satellitenkarte präsentiert
werden. Eine ganz einfache Galerie mit Bildern
aus Schleswig-Holstein ist hier seit Sommer online. Und natürlich
hilft es auch in der Vermarktung der Bilder; so lassen sich ganz
gezielt Kunden bewerben, die Interesse an Bildern aus ihrer Gegend
haben.
Sicherlich
noch klarer werden die Vorteile des Geotaggens für
Berufsgruppen, die aus dokumentarischen Gründen fotografieren: Architekten,
Bauherren, Immobilienmakler, Landvermesser. Die Kombination von Fotos mit GPS-Daten
schafft eine sehr einfache und bequeme Methode Grundstücke und Häuser
im Umfeld zu zeigen [per Satelliten-/Hybridkarte von GoogleMaps].
Nicht
zu vergessen: Es bringt einfach Spaß zu wissen, wo man ein Foto aufgenommen
hat.