[DH² Publishing]

Geotagging

Abendstimmung in der Speicherstadt

Geotagging — Teil 3:

Mit Software zu Geodaten

 

Bisher beschäftigten wir uns mit Hardware-basierten Lösungen, um Fotos mit Geokoordinaten zu bestücken. In diesem, dritten und letzten, Teil zeige ich Ihnen, wie einfach digitalisierte Bilder auch im Nachhinein einem Ort zugeordnet werden können. Und wie Sie diesen Ort dann auch in den Dateien hinterlegen, um später jederzeit zu sehen, 'Wo war ich da eigentlich?'

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im zweiten Teil unserer kleinen Serie rund ums Geotaggen habe ich kurz die verschiedenen Metadaten-Standards erläutert. Ortskoordinaten finden Sie im EXIF-Header, einem Bereich, von dem ich schrieb, er sei unveränderbar. Nun, das ist nicht ganz korrekt, es gibt inzwischen eine Reihe von Programmen, mit denen auch nach der Aufnahme noch EXIF-Daten verändert werden können. Das bekannteste heißt EXIFTool, eine Freeware von Phil Harvey.

Software zum Geotaggen

Eigentlich soll der EXIF-Header Auskunft über technische Daten zum Zeitpunkt der Aufnahme geben. Da sich hier nach Speichern der Datei nichts mehr ändert, und weil konsistente Daten zu Beweiszwecken notwendig sind, war EXIF nie gedacht, nachträglich geändert zu werden. Niemand dachte daran, dass bereits fehlerhafte Informationen mitgespeichert werden, wenn, was häufig vorkommt, Datum oder Zeit der Kamera falsch eingestellt sind. Obwohl Geokoordinaten im Standard bereits definierte Felder erhielten, setzte sich kaum jemand ernsthaft damit auseinander.

EXIFTool gab Fotografen nun die Möglichkeit an die Hand, Fehler zu korrigieren, neue Daten hinzuzufügen oder auch den gesamten EXIF-Header zu löschen. Allerdings ist die Bedienung nur etwas für Masochisten, denn eine grafische Benutzeroberfläche gehört nicht dazu. Alle Änderungen müssen über die gute alte Kommandozeile ['DOS-Prompt'] eingegeben werden, dazu dienen unzählige Schalter.

Inzwischen haben sich einige Programmierer dieses Problems angenommen und GUIs entwickelt, die auf EXIFTool aufsetzen, es dem Anwender aber einfach machen, die Möglichkeiten voll auszunutzen. Eines davon ist Geosetter.

Eine Lösung für Jeden

Friedemann Schmidts Geosetter kombiniert drei frei zugängliche Quellen, um dem Fotografen die Eingabe aller Metadaten möglichst einfach zu gestalten. Zum einen dient es als grafische Oberfläche für EXIFTool, mit dem die eigentliche Speicherung der geänderten Daten durchgeführt wird. Außerdem gibt es ein GoogleMaps-Fenster, mit dessen Hilfe die Geokoordinaten eines Bildes einfach bestimmt werden; man erhält einen Marker, der per Maus verschoben wird. Zu guter Letzt greift Geosetter auf die Internet-Datenbank Geonames.org zu und übersetzt damit Gradzahlen in Ortsnamen.

Geosetter
Das Hauptfenster von Geosetter mit allen wichtigen Komponenten..

Das Hauptfenster von Geosetter besteht aus drei Komponenten: dem Dateibrowser [die Thumbnail-Ansicht], einer Bildvorschau, der Karte von Google. Alle drei Bereiche können vergrößert und verkleinert werden, auch ein Abtrennen ist möglich, um beispielsweise alles über mehrere Monitore zu verteilen.

Ein in der Thumbnail-Ansicht ausgewähltes Foto wird in der Vorschau vergrößert angezeigt, ein Marker zeigt die Aufnahmeposition in der Karte an, sofern Daten vorhanden sind. Sind keine Koordinaten im Bild hinterlegt, setzen Sie per Hand [oder von einem anderen Bild] einen Marker in die Karte und übernehmen die Daten in Ihr positionsloses Bild.Geosetter Kartenwerkzeuge

Die Werkzeugleiste der Karte

Dabei verbindet Geosetter sich automatisch mit Geonames und übersetzt die Koordinaten in Ortsnamen, die im IPTC-Bereich der Datei gespeichert werden. Fotos, bei denen zwar GPS-Daten vorhanden sind, aber die Namen fehlen, müssen über das Bearbeiten-Fenster Ortsnamen hinzugefügt werden.

Haben Sie alle gewünschten Felder mit Werten versehen, drücken Sie den Speicher-Knopf und EXIFTool schreibt die entsprechenden Daten in die Originaldatei oder ein XMP-Sidecar. Letzteres ist die Lösung für Puristen, die niemals ihre Originaldateien ändern wollen. Ich habe allerdings noch nie ein Foto durch Fehler beim Schreiben von Metadaten verloren.

Was Sie wollen

Der Dateibrowser von Geosetter lässt Sie auf einfach Weise Ihre Bilder so sortieren und anzeigen, wie Sie es benötigen. So können Sie z.B. nur Fotos ohne Geokoordinaten anzeigen oder nur bestimmte Dateitypen. Das Sortiermenu direkt neben dem Filter lässt wohl kaum Wünsche offen, erlaubt es doch nach jedem Metadatenfeld zu sortieren.

Geosetters Filter

Wie Ihre Bilder im Dateibrowser angezeigt werden, bestimmen Sie selbst über vordefinierte und definierbare Filter.

Von Koordinaten zu Ortsbezeichnungen

Der vielleicht größte Vorteil Gesosetters liegt in der halbautomatischen Zuweisung von Klarnamen zu vorhandenen Geokoordinaten. Egal woher die Zahlen stammen - per Hand über die Karte, während der Aufnahme mit GPS-Empfänger oder aus einem automatisch eingelesenen Track [auch das beherrscht Geosetter] -, mit Hilfe des Bearbeiten-Fensters können ganz einfach Höhenangaben und Ortsbezeichnungen hinzugefügt werden.

Zuerst wählen Sie im Dateibrowser alle Fotos aus, bei denen Sie diese Informationen hinzufügen oder ändern wollen. Dann klicken Sie auf den Bearbeiten-Knopf in der Werkzeugleiste und es öffnet sich dieser Dialog:

Geosetters DatenbearbeitungsfensterIm Bearbeiten-Fenster fügen Sie, manuell oder automatisch, weitere Metadaten zu Ihren Bildern hinzu.

Die Programmsprache ist übrigens einstellbar, ich habe English gewählt, aber Deutsch steht ebenso zur Verfügung wie eine ganze Reihe anderer Weltsprachen, darunter Japanisch, Französisch, Russisch. Über die verschiedenen Reiter wählen Sie den Metadatenbereich, in dem Sie etwas ändern wollen; eine eigene Konfiguration ist möglich. Alle Daten können individuell pro Bild oder gleich auf einen ganzen Stapel Bilder angewandt werden.Geosetters Toolbar

Die Werkzeugleiste des Dateibrowsers

Am rechten Rand der Wekzeugliste sehen Sie sowohl ein GoogleEarth Symbol als auch das LOCR-Icon. Mit diesen beiden Knöpfen exportieren Sie Bilder zu den jeweiligen Services bzw. Programmen. Mit GoogleEarth sehen Sie dann so etwas wie eine Track-Galerie, die Sie wiederum an andere Anwender weitergeben können.

Favorisieren Sie doch mal

Eine sehr nützliche Funktion ist die Definition von Favoriten. Damit kommen Sie schnell zu bestimmten, häufiger genutzten, Orten, deren Daten Sie dann auch noch ganz automatisch Fotos zuordnen können. Wie Sie im Screenshot sehen, legen Sie dafür einen Radius in Metern rund um eine Position fest, sowie die Option, Bilder im Umkreis automatisch mit den Daten des Favoriten zu versehen.

Klicken Sie auf den Screenshot und Sie sehen, wie Favoriten in der Karte dargestellt werden. Statt des unten definierten Favoriten sehen Sie den Alexanderplatz in Berlin, um deutlich zu machen, dass eine übergenaue Festlegung manchmal nur zu mehr Arbeit führt als nötig. Der Umkreis um die Fontänen bei Planten un Blomen bleibt noch innerhalb der Fontänen [wo ich natürlich nicht stehe, wenn ich sie fotografiere]. Beim Alexanderplatz habe ich einfach versucht, die gesamte Fläche einzubeziehen - genauer braucht man es wohl selten.

Geosetters Favoriten-Dialog

Sie können Favoriten definieren, die Ihnen helfen, anderen Fotos einfach Metadaten zuzuordnen.

Zu guter Letzt

Geosetter ist nicht das einzige Programm, mit dem Sie Bilder verschlagworten können, es ist auch nicht das einzige Programm, mit dem Geokoordinaten verändert oder hinzugefügt werden können. Allgemeines Keywording mache ich lieber mit meiner Bilddatenbank Microsoft Expression Media, vor allem, weil ich mit dem Programm noch eine ganze Reihe anderer Dinge tue. Wenn es allerdings um die eigentliche Aufgabe Geosetters geht, nämlich das Setzen von Geodaten, ist mir noch nichts Besseres untergekommen.

Kein anderes Programm ist so einfach zu bedienen, bietet so viele Möglichkeiten, stellte sich als so sicher heraus.

Friedemann Schmidt stellt Geosetter als Donationware zur Verfügung, die [private] Nutzung ist also umsonst, um Spenden wird gebeten. Als ich das erste Mal mit dem Programm gearbeitet habe, entschied ich mich sofort, eine kleine Spende zu geben. Nach einigen Tagen war ich so begeistert, dass Herr Schmidt noch eine zweite, erheblich höhere Spende erhielt.